SWB: Sie sind Landwirt, Stadtrat, Gastwirt und Mit-Organisator des Torgauer Märchen-Weihnachtsmarktes. Worüber wollen wir uns unterhalten, Herr Potzelt?
Karl-Friedrich Potzelt: Ich kann zu jedem Thema etwas sagen. Es liegt mir im Blut, die Fülle und Vielfalt der Aufgaben zu bewältigen. Es kribbelt im Bauch und hält mich jung. Solange es Spaß macht, besteht kein Grund, etwas zu ändern.
Sie haben schon einige Stadtratssitzungen unter dem neuen Oberbürgermeister Henrik Simon erlebt. Ist eine neue Diskussionskultur eingezogen, wie von einigen Stadträten gewünscht?
Auf jeden Fall, ja. Der neue Weg hin zu mehr Offenheit und Transparenz sowie die Mitnahme aller Fraktionen ist spürbar und spiegelt sich im Miteinander bei den Stadtratssitzungen wider. Den Ältestenrat im Vorfeld mit einzubeziehen, um die Themen zu besprechen und gewisse Dinge abzuchecken, ist sehr gut. So weiß man, wohin die Reise gehen kann. Ich persönlich fühle mich mitgenommen und glaube zu wissen, dass viele Stadträte auch so denken. Letztendlich sind wir für unsere Heimat verantwortlich.
Diskussionen gab es zuletzt um die Pacht des Campingplatzes, die Fortführung des Stadtstrandes und die jährlichen Kosten der Torgauer Arche. Wie ist der Stand der Dinge?
Ich stehe voll und ganz hinter dem Pächter-Ehepaar und bin froh, dass wir sie haben. Nur der Weg dahin – sprich zum Vertrag – entspricht nicht meinem Demokratieverständnis. Hätte man uns eingebunden, könnte man sich die mühselige Diskussion sparen! Der Stadtstrand ist eine geile Idee für Torgau und ich bin dafür, dass es weitergeht. Was mir persönlich nicht schmeckt, ist die Tatsache, das Torgau-Kultur mit als Pächter auftritt. Es sollte so sein, dass das Gastronomen eigenständig tun sollten. Wenn es Kultur braucht, dann er die bei Torgau-Kultur einkaufen. Die Torgauer Arche entstand mit Fördermitteln und war Teil des Laga-Konzeptes, soll solange wie möglich erhalten werden. Viele Projekte der Landesgartenschau sind nachhaltig und stellen einen Mehrwert für die Stadt dar. Gerade die Torgauer Arche erfährt einen großen Zuspruch, auch über die Stadtgrenzen hinaus. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir uns Gedanken über Toiletten machen müssen. Allerdings dürfen wir die Folgekosten nicht aus den Augen verlieren.
Was sind die dringendsten Aufgaben des Stadtrats im kommenden Jahr?
Es warten viele Projekte auf ihre Umsetzung. Die AG Infrastruktur soll wieder belebt werden. Viele Straßen und Gehwege haben es nötig, saniert zu werden. Auch in der Verwaltung wird es Veränderungen geben. Im Sportbereich gilt es die Weichen mit Kunstrasenplatz und neuer Turnhalle zu stellen. Ich bin überzeugt, dass der Oberbürgermeister alle Aufgaben mit Bravour meistern wird. Allerdings beneide ich ihn nicht.
Im Jahr 2023 wird Torgau 1050 Jahre jung. Sind Feierlichkeiten geplant?
Ich möchte den Planungen des Kulturreferats der Stadt nicht vorgreifen. Möglich wäre eine Kulturwoche, wo die Veranstaltung Torgau leuchtet und das Stadtjubiläum zusammengelegt werden könnten. Als Teil des Wirtevereins lege ich Wert darauf, gefragt zu werden, ob wir uns an den Feierlichkeiten beteiligen möchten und die Versorgung stemmen können. Nicht vergessen möchte ich den Elbe Day. Leider ist die Bedeutung bedeutsamer denn je. Wir dürfen nicht vergessen wie wichtig Frieden ist. Der Elbe Day ist das Mahnsymbol für die Welt.
Themenwechsel. Bis 18. Dezember hat der Torgauer Märchen-Weihnachtsmarkt seine Pforten geöffnet. Worauf dürfen sich die Gäste freuen?
Händler und Wirte traten mit der Bitte an mich heran, mir den Hut für den Weihnachtsmarkt aufzusetzen. Ich habe mir Hilfe und Unterstützung bei der Innenstadt-Managerin Stefanie Stramm geholt und bin sehr dankbar für ihre gute Arbeit. Sie ist sehr kreativ. Mit dem Programm des diesjährigen Weihnachtsmarktes versuchen wir, die Leute so wie möglich auf die besinnliche Zeit einzustimmen. Nach Jahren des Stillstands möchten auch die Gastronomen wieder durchstarten. Sie erhoffen sich gute Umsätze. Ich danke der Firma Färber und Fleischermeister Henri Müller aus Langenreichenbach für die gute Zusammenarbeit. Allerdings sollten sich die Besucher auf höhere Preise einstellen. Die Kostensteigerungen machen auch vor uns nicht Halt. Der Weihnachtsmarkt wäre ohne unsere Sponsoren gar nicht zu stemmen – ein großer Dank an sie.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Bereits am 6. Dezember beginnt um 16.30 Uhr ein Familiennachmittag mit dem Weihnachtszauberzirkus. Am Tag darauf gestaltet das DJ-Duo Max und Nico K. ab 17 Uhr die Afterwork-Glühwein-Session. MDR Jump macht am 10. Dezember ab 17 Uhr im Rahmend er Weihnachtsmarkttour in Torgau Station. Am Sonntag, 11. Dezember, steht das AOK-Wohnzimmerkonzert zum Verweilen und Mitsingen auf dem Programm. Und nicht zu vergessen die lange Weihnachtsnacht am 17. Dezember bis 24 Uhr mit der Band „Colour the Sky“.
Was halten Sie vom Stadtgutschein?
Das ist wirklich eine gute Sache und zeigt die Vielfalt in Torgau. Er ist bei allen teilnehmenden Händlern, Gastronomen und Dienstleistern einlösbar. Dem Beschenkten steht es frei, wo er den Gutschein einlöst. Ziel ist es, die Leute dazu zu animieren, ihr Geld in Torgau auszugeben.
Was ist unter dem Lions-Gutschein zum Weihnachtsmarkt zu verstehen?
Wir sind dankbar für diese Aktion des Lions Clubs Torgau um Präsident Arno Beuche, weil wir davon alle profitieren, egal ob Händler oder Käufer. Und unsere Innenstadt wird belebt! 1000 Gutscheine wurden gedruckt, die sind inzwischen alle verkauft. Das Prinzip ist einfach wie genial: Die Gutscheine haben einen Wert von fünf Euro, werden zum Preis von 5,50 Euro an Firmen verkauft, die sie ihren Mitarbeitern oder Geschäftspartnern spendieren. Diese können sie auf dem Weihnachtsmarkt einlösen. Die 50 Cent pro Gutschein werden dem Hilfswerk der Lions gespendet.
Die Ausbauarbeiten am Entenfang schreiten augenscheinlich voran. Wird das Ihr Vermächtnis?
Der große Saal ist mein Lieblingsprojekt: Für 2025 ist die Eröffnung geplant. Dankbar bin ich für die Unterstützung der Denkmalpflege Torgau und Dresden. Sie stehen immer mit Rat und Tat zur Seite. Die Umsetzung stellt eine große Herausforderung – vor allem auch finanziell – dar. Alle beteiligten Handwerker leisten eine tolle Arbeit. Die Aufstockung des Entenfangs hat den Hintergrund, dass meine Söhne mir ihren Kindern zurück in die Heimat ziehen. Im kommenden Jahr wollen wir wieder voll durchstarten mit Gastronomie und Veranstaltungen.
Gespräch: H. Landschreiber