SWB: Herr Vickers, was macht genau der Dance Captain?
Andrew Vickers: Der Dance Captain bei irischen Tanzshows hat die tänzerische Leitung während der gesamten Tournee. Das bedeutet, auch während der Spielzeit in Deutschland müssen Proben absolviert und der künstlerische Qualitätsstandard der Produktion permanent überprüft werden. Dafür bin ich verantwortlich.
Was wird dem Publikum bei dieser Veranstaltung geboten?
Den Besucher erwartet eine lebendige, dynamische und ursprüngliche irische Tanzproduktion mit einer Top-Auswahl an Tänzern und Musikern, die die Grüne Insel zu bieten hat. Die meisten Tänzer und Tänzerinnen sind seit dem vierten Lebensjahr aktiv, wurden über viele Jahre im traditionellen irischen Tanz ausgebildet und gehören zur absoluten Elite Irlands. Ebenso die Liveband. Die Musiker studieren in Limerick irische Musik, übrigens die einzige Universität weltweit, wo man dieses spezielle Musikgenre studieren kann. Dieser hohe Qualitätsanspruch wird auf der Bühne eins zu eins umgesetzt.
Was unterscheidet „Celtic Rhythms direct from Ireland“ von anderen Irish-Dance-Shows?
Im Unterschied zu vielen anderen Tanzproduktionen kommt bei „Celtic Rhythms direct from Ireland“ nichts aus der Konserve. Kein Tap und kein einziger Ton kommen vom Band – alles wird live gespielt und getanzt. Das schafft eine ausdrucksstarke Atmosphäre, die auch von der rhythmischen Kraft der Musikgruppe getragen wird. Die melodischen Linien des Akkordeons, die rhythmischen Riffs der Gitarre und die wilden und mitreißenden Melodien der irischen Fiddel und Flöte – diese Musiker bringen das Lebensgefühl Irlands absolut authentisch auf die Bühne. Außerdem gibt es ein eindrucksvolles Music-Battle zwischen mir und unserem Bodhrán-Spieler (Bodhrán ist eine irische Trommel – Anm. d. Red.). Das sind mitreißende und beeindruckende Percussioneffekte im Wechsel von Trommel und Stepptanz.
Wie lange gibt es diese Show schon?
Nach der überwältigenden Erfolgsshow „Spirit of Ireland“ mit über 300 000 Besuchern in fünf Jahren, bei der ich als Dance Captain dabei war, haben wir nun eine komplett neue Show entwickelt. Im Sinne unseres Produzenten Micheál Carr, der im Dezember 2016 leider viel zu früh verstorben ist, haben wir uns vorgenommen, diese Erfolgsshow neu zu gestalten und weiter leben zu lassen. Die Entwicklung der neuen Show bot für mich als verantwortlicher Choreograf zugleich eine neue Herausforderung. Mit der Show „Celtic Rhythms direct from “ starteten wir im Januar 2020 erstmalig.
Mit „Lord oft he Dance“ und „Riverdance“ haben die Irish-Dance-Shows einen Gipfel an Popularität erreicht. Findet „Celtic Rhythms direct from Ireland“ heute noch sein Publikum?
„Riverdance“ und „Lord oft the Dance“ sind sicherlich Meilensteine in der Geschichte des Irish Dance. Ich habe selbst als Star-Tänzer mehrere Jahre für „Riverdance“ getanzt. Aber die ursprünglich irische Musik, der peitschende Rhythmus und die Power der klackenden Schuhe beim Stepptanz haben bis heute nichts an Faszination verloren. Ich denke aber auch, dass wir mit „Celtic Rhythms direct from Ireland“ einen etwas anderen Fokus setzen. Wir gehen nicht in die großen Arenen und Mehrzweckhallen, sondern ganz bewusst in Theater und Bürgerhäuser. Dorthin, wo der Zuschauer unsere Live-Performance hautnah miterleben kann. Meine Fähigkeiten als Tänzer kann ich in einer Live-Show wesentlich besser verwirklichen als in einer riesengroßen Arena-Show. Bei uns ist einfach alles viel authentischer. Außerdem haben wir mit unserer Sängerin eine Musikerin im Ensemble, die einige traditionelle Lieder in Gälisch, der ursprünglichen keltischen Sprache, singen kann. Das sind Momente, die unter die Haut gehen. Diese Livestimmung und der Konzertcharakter der Show übertragen sich nach wenigen Augenblicken direkt aufs Publikum und lassen den Besucher eintauchen in das große Lebensgefühl Irlands. Ich kann mich an keinen Abend erinnern, an dem unsere Künstler nicht mit stehendem Beifall und Jubel für ihre authentische und überzeugende Leistung belohnt worden sind.
Gespräch: SWB