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Freitag, 17 März 2023 08:33

Cathleen Kramm: „Mehr finanzieller Spielraum für freiwillige Aufgaben“

Bürgermeisterin Cathleen Kramm von Naundorf wünscht sich eine  bessere Vernetzung der Angebote und Tarife im ÖPNV, der über  die Verbundgrenzen überschreitet. FOTO: PRIVAT Bürgermeisterin Cathleen Kramm von Naundorf wünscht sich eine bessere Vernetzung der Angebote und Tarife im ÖPNV, der über die Verbundgrenzen überschreitet. FOTO: PRIVAT

Naundorf, 17. 3. 2023. Wie geht es in den kommenden Jahren weiter in der Gemeinde Naundorf? Bürgermeisterin Cathleen Kramm skizziert die wichtigsten Entwicklungsziele in Sachen Wachstum, spricht aber auch über die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements der Bürgerinnen und Bürger.

SWB: Was sind die übergeordneten Entwicklungsziele der Gemeinde Naundorf?

Cathleen Kramm: Ein wichtiges Ziel unserer Gemeinde ist der Erhalt der Eigenständigkeit. Dies ist für kleine Gemeinden mit relativ wenig Finanzkraft nicht ganz einfach. Um noch etwas zu wachsen, wollen wir auch weitere Baugebiete ausweisen, mögliche Flächen zu finden ist jedoch nicht ganz einfach. Die Sicherung unserer Kindereinrichtungen und der Grundschule stehen ebenfalls ganz oben auf der Agenda, gerade für Familien mit Kindern wollen wir als Landgemeinde attraktiv bleiben. Auch die Belange der Freiwilligen Feuerwehr behalten wir im Blick.

Wie kann und sollte sich der ÖPNV in der Gemeinde und im Umland entwickeln, um die Erfordernisse des Klimaschutzes und des demografischen Wandels erfüllen zu können?

Die Verkehrswende ist auch für unsere Einwohner ein wichtiges Thema, man muss aber auch ehrlich zugeben, dass wir im ländlichen Raum noch nicht ohne das Auto auskommen, da man mit einer Fahrt oft unterschiedliche Dinge erledigt.
Dazu kommt, dass das Klein-klein im ÖPNV die Menschen von dessen Nutzung abhält. Nehmen wir meinen Sohn als Beispiel: sein Praktikum ist im Landkreis Mittelsachsen und erfordert von Naundorf aus ÖPNV-Fahrscheine über Landkreisgrenzen hinweg. Es war schon viel zu kompliziert, im Tarifdschungel zwischen den Verkehrsverbünden die richtigen Zeitkarten zu finden. Verbundübergreifende einheitliche Tarife und Tickets wären wünschenswert.
Auch ist das Angebot im ÖPNV hauptsächlich auf den Schülerverkehr ausgerichtet. Das ist natürlich zu wenig. Die Leute helfen sich schon, indem sie zum Beispiel für die Arbeitswege Fahrgemeinschaften bilden. Gut ausgebaute Radwege, gerade zu den Unterwegsbahnhöfen der RE-Strecke Leipzig – Dresden wären auch sehr hilfreich.
Ein zukünftiges Modell sind vielleicht auch autonome Verkehre. Der Landkreis Nordsachsen ist Modellregion für autonomes Fahren. Ich beobachte das mit großem Interesse. Das Projekt FLASH könnte auch für unsere Gemeinde als mögliches Zukunftsmodell für den ländlichen Raum das Angebot im ÖPNV verbessern.

Können ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger die Lebensqualität auf dem Land verbessern?

Ohne unsere ehrenamtlich geführten Vereine und engagierten Bürger wäre das Angebot in Naundorf auf jeden Fall kleiner, sie sind ein wichtiger Pfeiler der Gemeinde und des dörflichen Lebens. Daher ist es zum Beispiel unser Ziel, die Seniorenarbeit (Veranstaltung von Seniorennachmittagen, -treffs) mit ehrenamtlichen Seniorenbetreuerinnen fortführen zu können.
Ein anderes anschauliches Beispiel ist die Realisierung von Spielplatzideen und die Übernahme der Pflege der Plätze durch die Vereine. Ich hätte gerne mehr finanziellen Spielraum für solch freiwillige Aufgaben (Turnhallen, Sportplätzen, Dorfgemeinschaftseinrichtungen usw.); hier versuchen wir trotzdem sukzessive Maßnahmen mit umzusetzen (z.B. Errichtung von Spielplätzen in Zusammenarbeit mit den Vereinen hat in den vergangenen Jahren hervorragend funktioniert); Förderung z.B. im Bereich Sportstätten nicht ausreichend.

Welche Projekte sollen in 2023 fortgeführt beziehungsweise begonnen werden?

Die Schwerpunkte sind natürlich zuerst die Pflichtaufgaben der Gemeinde, also der Erhalt der Grundschule und das Betreiben unserer Kindereinrichtungen. Auch der funktionierende Betrieb unserer Freiwilligen Feuerwehren ist verpflichtend. Leider haben wir in vielen Bereichen einen großen Investitionsstau. Für Fördergelder müssen wir oft in Vorleistung gehen und zum Beispiel Planungsleistungen und unterstützende Dienstleistungen vorfinanzieren.
Auch das Thema Energie stellt uns vor große Herausforderungen, insbesondere aufgrund der derzeitigen politischen Entwicklungen. Für unsere kommunalen Gebäude wollen wir ein Quartierskonzept erarbeiten lassen. Ziel ist eine zentrale Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für alle weiteren energetischen Maßnahmen dieser Gebäude. Dabei müssen denkmalpflegerische, baukulturelle und soziale Aspekte beachtet werden, ebenso technische und wirtschaftliche Einsparpotenziale aufgezeigt werden. Im Bereich der Straßeninfrastruktur werden wir weitere Instandhaltungen umsetzen und fortführen.

Das Gespräch führte Jochen Reitstätter

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