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Donnerstag, 11 Mai 2023 09:42

Eric Cielas: „90 Jahre Sicherheit für Blumberg“

Eric Cielas: "Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister."  Foto: SWB/HL Eric Cielas: "Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister." Foto: SWB/HL

Blumenberg, 11. 5. 2023. Seit 14 Jahren ist Eric Cielas in der Freiwilligen Feuerwehr, zunächst in seinem Heimatdorf Döbrichau. 2018 zog er der Liebe wegen nach Blumberg, wo er im Jahr 2020 in die Feuerwehr eintrat und seit einem halben Jahr als Ortswehrleiter in der Verantwortung steht. Im SonntagsWochenBlatt-Gespräch erklärt er, warum Kameradschaft hilft, Grenzen zu überwinden.

SWB: Was bedeutet das Jubiläum „90 Jahre Feuerwehr in Blumberg“ für die Gemeinde?

Eric Cielas: In erster Linie steht das Jubiläum auch für 90 Jahre Sicherheit in Blumberg und Umgebung, 90 Jahre Zusammenhalt und Kameradschaft und hoffentlich weitere 90 Jahre Feuerwehr in Blumberg.

Mit wie vielen Kameraden stehen Sie bei Einsätzen Ihren Mann?

Aktuell sind wir 22 aktive Mitglieder, Tendenz steigend. Allein in den vergangenen zwei Jahren konnten wir fünf neue Mitglieder gewinnen. Ein neues Mitglied steht zudem noch in den Startlöchern. Das ist das Produkt einer guten Wehrarbeit.

Was ist über die Anfänge des Feuerwehrwesens bekannt?

Da gilt es zu unterscheiden: Am 5. April 1846 erhielt Blumberg die erste Feuerspritze, die Freiwillige Feuerwehr Blumberg gründete sich im März 1933. Erster Wehrleiter war Karl Pietzsch. In den folgenden Jahren verbesserte sich die technische und strukturelle Ausstattung stetig. Im Jahr 1954 wurde das erste Gerätehaus hergerichtet, von 1980 bis 1984 eine Scheune umgebaut, wo noch immer unser Standort ist. Aktuell stoßen wir an räumliche Grenzen. Der Umbau ist bereits in Planung und wartet zeitnah auf seine Umsetzung.

Von wem haben Sie Ihr Interesse für die Feuerwehr in die Wiege gelegt bekommen?

Das ist eine lustige Geschichte. Mein Vater war immer in der Feuerwehr – wir wohnten damals gegenüber eines Teiches mit Löschbrunnen. Als kleiner Steppke durfte ich schon mal die Spritze halten. So war die Richtung Feuerwehr für mich vorgegeben.

Wie schwer ist es, die Einsatzbereitschaft in Blumberg sicherzustellen?

Gar nicht so schwer wie sich vermuten lässt. Zwei Kameraden arbeiten im Ort, vier im Nachbarort, zwei sind jederzeit abrufbar und unser Rentner Conrad Ruben ist fast täglich verfügbar (lacht). So erreichen wir bei Einsätzen die Tagesbereitschaft von neun Kameraden. Nach 16 Uhr können wir zwei Mannschaften aufstellen.

Wie steht es in Sachen technischer Ausstattung?

Wir stehen vergleichsweise gut da. Am 16. Februar 2019 erhielten wir in einem würdigen Rahmen ein 275.000 Euro teures LF 10 übergeben. Freistaat Sachsen und Landkreis Nordsachsen bezuschussten die Summe mit 126.000 Euro Fördermitteln. Das 320 PS starke Fahrzeug hat einen 2.500 Liter Wassertank, einen Wasserwerfer auf dem Dach und Bodensprühdosen als Selbstschutz für die Räder bei Stoppelbränden. In diesem Zusammenhang ist die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Holger Reinboth zu erwähnen: Er hat immer ein offenes Ohr für die Belange der Feuerwehr. Und ganz wichtig ist, ohne Rückendeckung unserer Familien wäre vieles nicht möglich. Auch ihnen gilt unser Dank.

Hat sich das Fahrzeug im Einsatz bewährt?

Auf alle Fälle, ja. Bereits eine Woche nach der Anschaffung erlebte es bei einem Fahrzeug- später bei einem Garagenbrand seine Feuertaufe. 2019 gab es 18 Einsätze inklusive technischer Hilfeleistungen. Dann blieben wir zwei Jahre weitesgehend verschont. Bis zum vergangenen Jahr.

Im Vorjahr wüteten verheerende Waldbrände in der Region.

Richtig. Mein Stellvertreter Thomas Baginski war vom ersten Augenblick an im Einsatz – quasi an vorderster Frontlinie. Insgesamt leisteten unsere Kameraden an acht Tagen fast 800 Einsatzstunden. Die Dramatik steigerte sich am Tag des Brandausbruchs, als gegen 19.30 Uhr ein Gewittersturm ohne Regen wütete. In diesem Augenblick sprang das Brandgeschehen von Brandenburg nach Sachsen. Der Wald leuchtete feuerrot. Bilder, wie man sie nur aus Filmen kennt. Unvorstellbar. Bange Frage: Wo sind die Kameraden? Als die ersten Bäume fielen, brachten wir uns in Sicherheit. Glück im Unglück: Wir standen weit genug weg. Keiner der Beteiligten hat je zuvor ein solches Flammeninferno gesehen.

Womit waren Sie an den Folgetagen betraut?

Wir sicherten die Grenze an der B 183, das heißt: Wir wässerten rechts und links von der Bundesstraße die Wälder, stellten eine Beregnungsanlage auf und befüllten Tanker.

Konnten Sie Lehren aus dem Schadens-Ereignis ziehen?

Als der Brand gelöscht war, fiel die Anspannung ab. Wir waren heilfroh, dass kein Kamerad zu Schaden kam. Die Sorge um meine Kameraden war größer, als die eigene Angst. Für die nächsten Wochen war der Brand natürlich das Gesprächsthema. Die richtigen Lehren müssen ein paar Etagen höher gezogen werden. Wir wissen, wie wir ein Feuer ausbekommen. Nach dem Einsatz hieß es, die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Eine Flasche Bier half bei der Auswertung, das Geschehene zu verarbeiten. Tenor: Man lernt nie aus! Kein Einsatz ist identisch. Die Resonanz im Dorf war überragend: Uns wurde große Dankbarkeit entgegen gebracht. Diese Wertschätzung hat uns sehr gut getan.

Am 20. Mai möchte die Freiwillige Feuerwehr Blumberg das 90-jährige Bestehen feiern.

Es wird ab 10 Uhr Feuerwehr zum Anfassen geben. Wir möchten den Blumbergern gern etwas zurückgeben mit einem gemütlichen Beisammensein. Es wird eine große Technikschau geben, genau wie eine Schauvorführung der Jugendfeuerwehr Arzberg, oder Rundfahrten mit dem Feuerwehrauto. Natürlich gibt es Leckeres vom Grill und aus der Pfanne, dazu die passenden Getränke. Auch Mitgliedsanträge für die Feuerwehr werden ausliegen (lacht). Wir sind dankbar über jeden, der den Weg zu uns findet. Getreu unserem Motto: Kameradschaft überwindet alles!

Finden Sie, dass das Ehrenamt genügend Würdigung erfährt?

Die Gemeinde leistet, was sie kann. Mehr Unterstützung von Freistaat und Landkreis täten uns aber sehr gut.

Warum sollte man in die Freiwillige Feuerwehr Blumberg eintreten?

Wir pflegen unsere Gemeinschaft, vertrauen einander und feiern zusammen. Jeder kann sich einbringen und verwirklichen. Das ist das, was zählt. Wichtig ist uns, dass auch die junge Generation Interesse an der Feuerwehr zeigt.

Gespräch: H. Landschreiber

Tag der offenen Tür anlässlich des 90-jährigen Jubiläums Freiwillige Feuerwehr in Blumberg am Samstag, 20, Mai, ab 10 Uhr.

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